Bundeswehr

Informationen zu Feuerwerkern und Kampfmittelbeseitigern der Bundeswehr

Die sicherheitspolitische Situation in Europa hat sich seit Ende der achtziger Jahre dramatisch verändert. Deutschland wird sich auf absehbare Zeit nicht auf mögliche Konfrontationen mit konventionellen Streitkräften an den eigenen Landesgrenzen einstellen müssen. Wie werden Konflikte in der Zukunft aussehen? Welchen Anforderungen muss man zukünftig gerecht werden? Streitkräfte müssen sich neuen komplexen Herausforderungen stellen.
Die Transformation der Bundeswehr als fortlaufender, vorausschauender Anpassungsprozess an das sich verändernde sicherheitspolitische Umfeld mit dem Ziel, die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr zu erhöhen und auf Dauer zu erhalten, stellt die wesentliche Richtschnur für die Weiterentwicklung der Streitkräfte dar. Mit den sich aus der Transformation der Bundeswehr ergebenden Änderungen werden die Erhaltung und Bewirtschaftung von Munition, die Kampfmittelabwehr sowie die Belange der Schießsicherheit überwiegend als streitkräftegemeinsame Aufgabe durch Uniformträger aller Teilstreitkräfte oder militärischen Organisationsbereiche (TSK) wahrgenommen.
Vor diesem Hintergrund ergibt sich die Notwendigkeit, das munitionsfachkundige Personal der Streitkräfte einheitlich auszubilden und die bisherigen, auf die Belange der TSK und die jeweilige Munitionstechnik zugeschnittenen Ausbildungsgänge zu vereinheitlichen und die zugrundeliegenden Personalbegriffe zu harmonisieren.

Jeder Personalbegriff enthält ein Tätigkeitsbild. Dieses beschreibt, ähnlich und vergleichbar mit einem Berufsbild im gewerblichen Bereich, die wesentlichen Aufgaben und Anforderungen, die sich für die Qualifikation des munitionsfachkundigen Personals ergeben.
Bislang waren der Personalbegriff „Feuerwerker“ bzw. analog für den munitionstechnischen Offizier und die zugehörigen Tätigkeitsbilder TSK-spezifisch festgelegt. Sie beschrieben im Wesentlichen einen „Techniker“ für logistische Arbeiten an und den Umgang mit Munition in der jeweiligen TSK, trotz einer teilweise unterschiedlichen Ausprägung der Tätigkeiten, die sich aus den unterschiedlichen Einsatz- und Verwendungsszenarien ergaben, z.B. als Munitionstechniker an Bord eines Schiffes, in einem fliegenden Einsatzverband oder auf einem Truppenübungsplatz.

Die Ausbildung zum „Feuerwerker“ umfasste integral auch die jeweilige TSK-spezifisch orientierte Fachkunde Munition. Darauf bauten ergänzend noch die zusätzlichen Qualifikationen für Aufgabenwahrnehmungen in der Kampfmittelbeseitigung und in der Schießsicherheit bzw. im Truppenübungsplatzdienst auf.
Mit der Neugestaltung der Ausbildung des munitionsfachkundigen Personals der Streitkräfte wird den gestiegenen Erfordernissen nach Professionalität in den Aufgabenbereichen und somit nach Wahrnehmung in Erstfunktion Rechnung getragen. Das gilt TSK-übergreifend für den Bereich Kampfmittelbeseitigung wie für die Aufgabenbelange im Bereich der Schießsicherheit als auch für die streitkräftegemeinsame Wahrnehmung von sicherheitsrelevanten Aufgaben in der Munitionswirtschaft und -technik. Die neuen nunmehr harmonisierten Personalbegriffe stehen also gleichwertig nebeneinander, bieten aber auf der Grundlage der Fachkunde Munition auch eine notwendige Durchlässigkeit.
Die „neue“ Fachkunde für den Umgang mit Munition ist nunmehr – bildlich ausgedrückt – das eigentliche „Betriebssystem“ und damit die Grundlage für Verwendungen in den Bereichen Munitionstechnik, Kampfmittelbeseitigung, Schießsicherheit und ebenso bei den Minentauchern der Marine.
Vorgaben und Inhalte der Fachkunde Munition sind dahingehend neu gefasst, indem sie nunmehr ganzheitlich und übergreifend ausgerichtet sind und die bisherige Eingrenzung auf die Munition einer Teilstreitkraft entfällt. Qualitativ ergeben sich höhere Anforderungen zu Grundlagenthemen, in der Munitionstechnik und besonders für die „Sicherheitskultur“ im Umgang mit Munition. Das fachkundige Personal muss aufgrund der sicherheitstechnisch relevanten Tätigkeiten insbesondere über Funktions- und Systemverständnis sowie Gefahrenbewusstsein verfügen. Im Sinne der Einsatzorientierung ist die Ausbildung nicht nur auf die technischen Prinzipien der in die Bundeswehr eingeführten Munition zu beschränken.

Wer mit Munition umgeht, muss dazu befähigt, befugt und beauftragt sein. (Die Fachkunde ist im Umgang mit Munition der höchste Befähigungsgrad.)

befähigt:
erforderliche Ausbildung (inkl. Prüfung)

befugt:
Angehöriger der zuständigen OrgEinheit mit
entspr. Dienstposteneinweisung

beauftragt:
(schriftl.) Auftrag durch verantwortlichen Vorgesetzten
bzw. OrgEinheit

In den Streitkräften ist im Sinne der gültigen Vorschrift fachkundig, wer erfolgreich an der festgelegten Ausbildung zur Fachkunde Munition teilgenommen hat.

Die hier vermittelte Befähigung berechtigt für jede Art des Umgangs mit Munition im Rahmen der geltenden Vorschriften und Weisungen.

Fachkundige Munition sind unabhängig von der TSK Zugehörigkeit so auszubilden, dass sie über vielseitige und grundlegende rechtliche und technische Kenntnisse über Munition und den Umgang damit verfügen und zu umfassenden Maßnahmen und Tätigkeiten im Munitionswesen berechtigt sind. Wesentliches Ausbildungsziel ist damit das Erkennen der eigenen (fachlichen) Grenzen („ich weiß, dass ich nichts weiß“) und die Befähigung zu Analogieschlüssen.

Ebenso sind neue, aus der Luftfahrt oder der Rettungsmedizin schon bekannte Sicherheitsgrundsätze, wie beispielsweise das Denken und Handeln nach den Kriterien des „Crew Ressource Management (CRM)“ nunmehr integrales Element in der Fachkundeausbildung der Streitkräfte.
Die qualifizierende Ausbildung zum Erwerb der Fachkunde Munition bildet die wesentliche Grundlage für die weiterführende Ausbildung zur Wahrnehmung von Aufgaben in der Munitionswirtschaft, der munitionstechnischen Sicherheit, der Schießsicherheit und der Kampfmittelbeseitigung.

Diese neue Ausbildung des munitionsfachkundigen Personals hat für Soldaten aller TSK im April 2008 an der Technischen Schule für Landsysteme und Fachschule des Heeres für Technik in Aachen begonnen. Sie erfolgt ausdrücklich als streitkräftegemeinsame Ausbildung in der fachlichen Zuständigkeit des Streitkräfteunterstützungskommandos in Köln-Wahn.
Die auf der Fachkunde beruhenden weiterführenden Lehrgänge in der Munitionstechnik und Schießsicherheit finden ebenfalls in Aachen statt.
Die lehrgangsgebundene Ausbildung in der Kampfabwehr wird am Ausbildungsstützpunkt Kampfmittelabwehr der Bundeswehr in Stetten a.k.M. durchgeführt.
Bisher erworbene „TSK- bezogene“ Berechtigungen in der Fachkunde Munition bleiben zwar im entsprechenden Umfang erhalten, müssen jedoch an die neuen Fachkundevorgaben angepasst werden.
Die neue Fachkundeausbildung sieht daher vor, dass die Fachkundigen im vorgesehenen Übergangszeitraum von ca. 6 Jahren vor Zuerkennung der streitkräftegemeinsamen Fachkunde den Lehrgang „Erwerb der Fachkunde Munition für Fachkundige TSK“ durchlaufen. Dieser Lehrgang erfüllt dabei zugleich die Forderungen zum Erhalt der Fachkunde Munition. Er ist auch Grundlage für die Zuerkennung der neuen Ausbildungs- und Tätigkeitsbezeichnung im Bereich Munitionstechnik.

Kommentare sind geschlossen.

  • Kooperationspartner des BDFWT

  • Deutscher Bundeswehrverband
    Güterschutzgemeinsschaft Kampfmittelräumung
    Stiftung kampfmittelfreier Lebensraum