Kampfmittelabwehr der Bundeswehr

Die Kampfmittelbeseitigung der Bundeswehr im Wandel der Zeit

Vom „Nichts“ über den Einsatzunterstützer bis hin zur unmittelbaren Kampfunterstützung in vorderster Linie

Autor: Jörg Göbel

Veröffentlichung: Teilbeitrag im Sonderheft „Pioniere“ zu 60 Jahre Pioniere am Standort Ingolstadt

Copyright: beim Autor

Wie sich der Anfang gestaltete

Am Ende des zweiten Weltkrieges war klar das sich die Bundesrepublik Deutschland nicht wieder bewaffnen darf. Durch erhebliche Nachkriegsbelastungen, auch und besonders durch Kampfmittel, wurde aber schnell bei den alliierten Truppen klar, dass eine Beräumung der Munition unerlässlich ist, damit die Voraussetzungen für einen Wiederaufbau gegeben sind. Zu Beginn erfüllten also alliierte Truppen diese Aufgabe und wurden unterstützt durch deutsche Kriegsgefangene. Es wurde schnell klar das die erste Einschätzung, das Problem in etwa einem Jahr behoben zu haben und die Kampfmittel geräumt zu haben, nicht haltbar sein würde. Damit entstanden in den neuen Landesregierungen, innerhalb des föderalen Staatensystems,  im Rahmen der Inneren Sicherheit nach und nach Kampfmittelräumdienste. Diese wurden zuständig für die Kampfmittelbeseitigung der Weltkriegsmunition und waren am Anfang besetzt von vielen unausgebildeten Menschen. Nur wenige waren als erfahrene Munitionsspezialisten übrig geblieben, welche mit großer Mühe die Bereiche aufbauten und neue Verfahren und Techniken einführten. Es musste weiter gehen. Dieser Umstand hielt im Grunde bis etwa Ende der 60er Jahre an. Ab da erkannte man, aus Erfahrungen des 2. Weltkrieges und der geänderten NATO Bedingungen, dass die Kampfmittelbeseitigung auch in der Bundeswehr strukturell vorzusehen ist. Dies macht deutlich, dass die Kampfmittelbeseitigung der Bundesrepublik Deutschland sich erheblich von fast allen anderen Nationen unterscheidet, indem es hier eine, geschichtlich bedingte, Dreiteilung gibt und die Kräfte der Streitkräfte Kampfmittelbeseitigung nur in unmittelbaren Zusammenhängen von Einsätzen ausführt.

Die ersten Jahrzehnte der neu aufgestellten Bundeswehr

Am 11. August 1950 stimmte die beratende Versammlung des Europa-Rates der Bildung einer europäischen Armee mit deutscher Beteiligung zu, die feierliche Aufnahme der Bundesrepublik Deutschland als 15. Mitglied der NATO fand am 9. Mai 1955 statt. Damit waren die Grundvoraussetzungen für die Aufstellung von Streitkräften gegeben und die Bundeswehr startete am 12. November 1955 mit der Ernennung der ersten Soldaten in Bonn.

Anfangs waren die Streitkräfte geprägt von einem stehenden Heer, welches mit Großverbänden, im Wesentlichen aus Kampftruppen bestehend, zur Verteidigung aufgestellt war. Bereits kurz nach dem Beginn des Heeresaufbaus musste 1958 die Struktur neu überdacht werden, weil sich die sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen geändert hatten. Die sehr großen Divisionen der Heeresstruktur 1 erschienen als zu schwerfällig. In den Mittelpunkt der Überlegungen rückte daher der Gedanke einer beweglich geführten Verteidigung mit der Fähigkeit zu reaktionsschnellen Gegenangriffen. Es mussten folglich kleinere und mobilere Verbände geschaffen werden. Bei dieser Planung wurde die Thematik der Kampfmittelbeseitigung als Manöverelement zum ersten Mal 1966 auf NATO Ebenen konzeptionell betrachtet. Mit Einführung der Heerestruktur 3 (1970-1979) wurden bereits zu Beginn erste Kräfte in England ausgebildet, um anschließend 1972 vorbereitenden Maßnahmen für die operative Kampfmittelbeseitigung einzuleiten. Das Heeresamt war mit der kompletten Ausplanung beauftragt, dies unter Beteiligung von Luftwaffe und Marine.

Im Jahr 1973 startete in Aachen, unter Federführung der Instandsetzungstruppe, der erste EOD Lehrgang. Die Kräfte wurden in gekaderten Zügen ausgeplant. In den Jahren 1980-1990 werden die Streitkräfte noch mobiler und feingliedriger, flexible Kampfführung in Verbindung mit Spezialisierungen findet statt und die KpfmBes betritt auch strukturell das Gefechtsfeld indem in den Korpstruppen ein Kampfmittelbeseitigungszug geführt wurde. 1980 begann dazu die Einführung von IED Lehrgängen.

Das Territorialheer (Stand 1983) verfügte u.a. in den Wehrbereichskommandos über je 1 Kampfmittelbeseitigungszug TerrH (WBK III: 1 KpfmBesL- u. VsuZg, im Frieden der STTr1/FSHT zur Unterstützung der zentralen Ausbildung für die Kampfmittelbeseitigung in den Streitkräften, sowie bei der Erprobung und Weiterentwicklung neuer EOD-Verfahren und Ausrüstungen unterstellt). Dieser Zustand hielt sich relativ lange, Kräfte wurden ausgebildet und in gekaderten Zügen bereitgehalten. Hiermit konnte man flexibel auf die damals bestehenden Bedrohungen reagieren ohne zu viele Ressourcen zu verschwenden.

Der Wandel von reiner Landes- und Bündnisverteidigung zu Auslandseinsätzen

Die Wiedervereinigung und die damit zurück gewonnen Souveränität der Bundesrepublik Deutschland stellte alles Vorherige auf den Kopf, die damit verbunden Einbindungen in Einsätzen außerhalb Deutschen Hoheitsgebietes tat sein Übriges. Damit mussten nach und nach die gekaderten Kräfte in dauerhaft aufgestellten Einheiten bereitgestellt werden, um die neuen zu erbringenden Leistungen abbilden zu können.

Die – in Abgrenzung zu den Aufgaben der Kampfmittelerkundung und Kampfmittelräumung durch spezielle Kräfte der anderen Truppengattungen – definierte Aufgabe der Kampfmittelbeseitigung (KpfmBes) als Teilaufgabe der Instandsetzungstruppe gewann mit 11 voll gekaderten und 2 aktiven Kampfmittelbeseitigungszügen auf Korps-/TerrKdo und Divisionsebene an erheblichem Stellenwert (Heeresstruktur 4: 9 voll gekaderte Kampfmittelbeseitigungszüge). Die Kampfmittelbeseitigungskräfte wurden modular strukturiert und standen nun für Einsätze auch außerhalb Deutschlands aus der entsprechenden Basis Einsatzgebiet und im Einsatzraum zur Verfügung. Die TSH/FSHT in AACHEN übernahm teilstreitkräfteübergreifend die Aus- und Weiterbildung aller Kampfmittelbeseitigungskräfte der Bundeswehr. Der KpfmBes/Lehr- und Versuchszug der TSH/FSHT bildete im Einsatz die logistische Basis mit personeller und materieller Reserve im Inland.

Dies wurde bei der ersten aktiven Beteiligung von Kampfmittelbeseitigungskräften in einer Landoperation der UN in Somalia von März 1993 bis März 1995 deutlich. Deutschland unterstützte mit einem Unterstützungsverband von März 1993 bis März 1994 in Beledweyne, bei welchem 2 Trupps mit Kampfmittelbeseitigungspersonal tätig waren. Ausgerüstet mit TPz Fuchs und diversem Kampfmittelbeseitigungsgerät machte man seine ersten Erfahrungen bei der Beseitigung von UXOs in vormals umkämpften Gebiet. Als Manipulatorfahrzeug wurden zwei Prototypen des MF4 mitgenommen.

Die Ereignisse schienen sich zu überschlagen und in 1992 brach der Vielvölkerstaat Jugoslawien und führte mit dem Ende des alles überlagernden Ost-West-Konflikts in Bosnien und Herzegowina zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den unterschiedlichen Ethnien. In den daraus resultierenden Operationen IFOR, SFOR, EUFOR und KFOR fanden sich erstmals Kampfmittelbeseitiger und Kampfmittelräumer gemeinsam agierend im Einsatzraum. In gemischten Trupps wurde von der Räumung von Minen, über die Unterstützung bei den Untersuchungen von Massengräbern, der Beseitigung von UXOs, dem Einsammeln von Waffen und Munition bis hin zum Entschärfen von IED die Arbeit in den Einsatzkontingenten von 6 Monaten abgeleistet. Auf der Arbeitsebene funktionierte diese Mischung aus Instandsetzern und Pionieren sehr gut, ab und an haperte es aber an den jeweiligen Führungen wer hier nun wen führt oder nicht. Von 1994 bis 2000 wurde die Kampfmittelbeseitigung in aktiven Kampfmittelbeseitigungszügen abgebildet. Die „Erneuerung der Bundeswehr von Grund auf“ und das „Heer der Zukunft“ setzten fort, was sich in den Jahren zuvor schrittweise entwickelt hatte – von einer Bundeswehr, die innerhalb 48 Stunden an der Landesgrenze die Verteidigung gegen einen mechanisierten Gegner aufnehmen sollte, hin zu weltweiten Einsätzen im Rahmen des internationalen Konfliktmanagements. Der Wandel zu einer Armee im Einsatz war strukturell abzubilden. Für die Kampfmittelbeseitigung bedeutete dies die Aufstellung von Kampfmittelbeseitigungskompanien aus den Kampfmittelbeseitigungszügen im Jahr 2000. Die Kampfmittelbeseitigungszüge in diesen Kampfmittelbeseitigungskompanien gliederten sich grundsätzlich in 1 Zug-Trupp, 9 aktive und 3 gekaderte Kampfmittelbeseitigungstrupps IED/EOD , 1 Kampfmittel-Erkundergruppe und in eine Maschinen-und Gerätegruppe. Damit war die Voraussetzung geschaffen durchhaltefähig in den verschiedenen Einsatzkontingenten zu bestehen.

Asymmentrische Bedrohung und seine Besonderheiten

Kaum waren die Kampfmittelbeseitigungskompanien aufgestellt (2 Heer, 3 SKB), da flogen am 11.09.2001 zwei Flugzeuge in die Twintowers in New York und änderten alle vorherigen Bedrohungsanalysen. Die Bekämpfung des internationalen Terrorismus wurde zur zentralen Aufgabe aller Nationen, der asymmetrische Kampf rückte in den Mittelpunkt und damit auch die Bekämpfung von IED jeglicher Art. Auch die Bundeswehr, als NATO Mitglied im Bündnisfall, unterstützte von Januar 2002 bis 31. Dezember 2014 den ISAF-Einsatz in Afghanistan. Die Kampfmittelbeseitigungskräfte waren von Beginn an dabei und stellten im Camp Warehouse in Kabul einen Zug, dieser teilte sich die verschiedenen Aufgaben mit anderen Nationen. Die Ausrüstung der Kampfmittelbeseitigungskräfte wurde mit hektischer Betriebsamkeit in Deutschland auf einen möglichst aktuellen Stand gebracht, so bekamen die Einsatzkräfte die ersten Manipulatorfahrzeuge teodor sowie den Splitterschutzanzug 7B, fieberhaft wurde an besseren Röntgensystemen gearbeitet, was zu Beginn ein schweres System aus den Zahnarztpraxen war; dieses wurde nicht weiter verfolgt. Als Geräteträger wurde im Wesentlichen der TPz Fuchs verwand.

Bereits Ende 2003 lösten deutsche Einsatzkräfte die bis dahin in Kunduz stationierten Amerikaner ab und übernahmen damit die Federführung im Norden Afghanistans. Da das erste Ktgt aus schnellen Eingreifkräften der Fallschirmjäger bestand, konnte man hier auf die darin ausgeplanten Trupps zurückgreifen. Die genutzten Fahrzeuge wurden deutlich kleiner, weil eine höhere Beweglichkeit erforderlich war und man schlichtweg nichts anderes hatte. So fuhr man, von den Amerikaner übernommen, einige Zeit mit Toyota Prado, Rechtslenkern seine Patrouillen und Aufträge ab. Als Anfang 2004 das erste reguläre Ktgt in Kunduz übernommen hatte, waren in dem kleinen Lager in der Innenstadt nur 2 Trupps und eine Leitstelle mit einem Offizier vorhanden, sodass man neben den täglichen Aufträgen einen Trupp zur QRF abstellen konnte. Die Aufträge waren bis etwa 2006 durch das Beseitigen von UXOs geprägt, die Thematik IED fand noch im Hintergrund statt, da die Bedrohungslage durch das starke Hinausdrängen der Taliban nicht so hoch war. Bereits 2004 musste in Fayzabad ebenfalls ein erster Standort eingerichtet werden. Da dieser sich aus den wenigen Kräften des PRT Kunduz rekrutierte konnten zu Beginn keine Kampfmittelbeseitigungskräfte beigestellt werden. Dies stellte sich als schwierig dar, da dauerhaft mit der Bedrohung durch Kampfmittel zu rechnen war. Durch die widrigen Straßenverhältnisse musste im Norden stets auf kleinere und leichtere Fahrzeuge als einen TPz Fuchs oder DURO zurückgegriffen werden. Dies schränkte die Kräfte oft in ihren Möglichkeiten ein und man musste stets bedacht sein, sein Fahrzeug mit dem „richtigen“ Gerät zu bestücken bevor man aus dem Lager fuhr. Der Aufbau in Afghanistan erfolgte sehr schnell, so wurde in 2005 begonnen das Camp Marmal in Mazar e Sharif aufzubauen. Auch hier war man sich darüber bewusst bereits in dieser frühen Aufbauphase des Feldlagerbaus Kampfmittelbeseitigungskräfte abzubilden um unmittelbar reagieren zu können. 2006 übergab man das Camp Warehouse in Kabul als Leadnation von Deutschland an Frankreich und verlegte mit fast allen Kräften, ein Sicherungszug mit u.a. 1 Trupp Kampfmittelbeseitigung und 1 Offizier als Leitstelle verblieben in Kabul, von Kabul nach Mazar e Sharif. Der nun aufgestellte Multinationale Stab plus Stab DEUEinsKtgt übernahmen ihren Auftrag im Norden AFG. Die jetzt vorhandene EOD Einsatzleitstelle, welche seit dem Unfall in Kabul im Jahr 2002 zwingend mit einem Stabsoffizier zu besetzen war, führte die Leitstelle der angeschlossenen PRTs und die DEU Kr in Kabul. Dies waren: PRT Mazar e Sharif (SWE), PRT Kunduz (DEU), PRT Fayzabad (DEU/TCE/DAN), sowie die QRF (zu Beginn NOR, dann DEU) im Camp Marmal selbst. Ebenso befand sich im EG MeS ein Kampfmittelbeseitigungszug der Luftwaffe, welcher ausschließlich für die Bluebox des Flughafenbetriebs zuständig war.

Von etwa 2006 bis 2012 spitzte sich die Bedrohungslage in AFG immer weiter zu, sodass die Beseitigung von UXOs immer mehr in den Hintergrund trat. Der Bedrohung durch IEDs in den unterschiedlichsten Bauformen musste begegnet werden, die Einbindung der Kampfmittelspürhunde wurde nicht nur an der Lagereinfahrt forciert. Auch die Ausrüstung wurde im Eiltempo den Erfordernissen angepasst und über Einsatzsofortbedarf an die Nutzer gebracht. So wurde z.B. in den Jahren des AFG Einsatzes, der teodor, der PackPot, ein neuer Hacken&Leinsatz, eine Funkauslösevorrichtung, ein Röntgensystem mobil eingeführt.

Seit 1. Januar 2015 wird die Trainingsmission Resolute Support durch bis zu 850 DEU Soldaten unterstützt. Diese löste nahtlos die ISAF Mission ab.

In Deutschland bleibt die Zeit nicht stehen, Strukturen ändern sich

In Folge des schweren Unfalls bei der Beseitigung von Boden-Luft-Raketen am 06. März 2002 in Kabul wurden 5 NATO Soldaten, darunter zwei Kampfmittelbeseitiger der Bundeswehr aus der KpfmBesKp 11, getötet und acht weitere deutsche und dänische Soldaten der internationalen Afghanistan-Friedenstruppe (ISAF) zum Teil schwer verletzt.

In Auswertung der Ursachen, die zu diesem Unglück geführt haben, wurde festgestellt, dass es teils erhebliche Mängel in der Führung, Ausbildung und den Verfahren dieser Spezialkräfte gab, die unter anderem auch in den dislozierten Strukturen begründet waren.

Konsequenterweise wurde durch die zuständigen Stellen im Bundesministerium der Verteidigung im Rahmen der Weiterentwicklung der Bundeswehr 2004 die Aufstellung einer zentralen Einrichtung beschlossen, die zukünftig die Führung der Einsatzkräfte sowie die Ausbildung und Weiterentwicklung der Taktik, Technik und Verfahren für diesen speziellen Aufgabenbereich übernehmen sollte.

Die Aufstellung des Zentrums für Kampfmittelbeseitigung der Bundeswehr (ZKpfmBesBw) hat bereits am 1. Juli 2005 begonnen. Hierzu wurden die bisherigen Kampfmittelbeseitigungskompanien 11 und 21 des Heeres sowie 12, 13 und 14 der Streitkräftebasis herangezogen und in das Zentrum integriert. Am 23. Januar 2007 wurde diese neue Einrichtung in Stetten am kalten Markt in Dienst gestellt.

Auftrag des Zentrums war es, die personelle und materielle Einsatzbereitschaft der Kampfmittelabwehrkräfte zu gewährleisten und diese für Einsätze bereit zu stellen, die lehrgangsgebundene Ausbildung für alle Kampfmittelabwehrkräfte der militärischen Organisationsbereiche durchzuführen sowie die praxisnahe Entwicklung, Erprobung und Auswertung von Taktik, Technik und Verfahren in den Aufgabenbereichen Kampfmittelabwehr und Kampfmittelaufklärung wahrzunehmen

Die Jahre 2009-2012 zeigten in AFG deutlich auf, dass die Zeit der Einsatzunterstützung abgelaufen ist und sich Kampfmittelbeseitigungskräfte immer häufiger als Kampfunterstützer an vorderster Linie wieder finden. Dies dann auch mit deutlich anderen Arbeitsbedingungen. Im Zuge der Neuausrichtung der Bundeswehr und Umgliederung zum HEER 2011 wurde der Aufgabenbereich Kampfmittelabwehr an das Heer in Pilotfunktion für die Streitkräfte und das ZKpfmBesBw zum 01. Juli 2012 der Pionierschule des Heeres unterstellt.

Im Rahmen der Umgliederung der Pioniertruppe wurden, beginnend in 2014, die Einsatzkräfte des Zentrums für die Aufstellung der Kampfmittelabwehrzüge in den Kompanien der Pionierbataillone herangezogen. Die verbleibenden Teile wurden ab 01.07.2015 für die Aufstellung des zukünftigen Ausbildungsstützpunktes Kampfmittelabwehr und dessen Bereich Versorgung in Stetten am kalten Markt als Bestandteil des Ausbildungszentrums Pioniere herangezogen. Neben der lehrgangsgebundenen Ausbildung in der Kampfmittelabwehr wird es Auftrag sein, die Pioniereinheiten und Verbände durch ein Übungszentrum in der fachlichen Inübunghaltung zu unterstützen sowie die Einsatzbereitschaft der Kräfte mit den Unikatfähigkeiten Abwehr von ABC Kampfmitteln und Aufklärung von Kampfmitteln mit Biosensoren (Minenspürhunde und Kampfmittelspürhunde) zu gewährleisten. Zusätzlich ist weiterhin das Dokumentationszentrum für Kampfmittel der Bundeswehr zu betreiben.

Der Ausbildungsstützpunkt führt aus Traditionsgründen das interne Verbandsabzeichen des ZKpfmBesBw weiter. Dieses basiert auf einem diagonal zweigeteilten Schild, das in den Grundfarben Rot und Weiß eingefärbt ist, diese symbolisieren die Farben des Wappens der Gemeinde Stetten am kalten Markt. Im linken, weiß gefärbten Teil ist das allgemein in den Teilstreitkräften genutzte Symbol der Kampfmittelabwehr eingefügt. Dieses besteht aus den Einzelsymbolen gekreuzte Schwerter für das Heer, Schwingen für die Luftwaffe, geteilte Wogen für die Marine und eine auf dem Kopf stehende Bombe für die Kampfmittelabwehr. Im rechten, rot eingefärbten Teil steht das stilisierte Eiserne Kreuz der Bundeswehr, als Symbol für eine streitkräftegemeinsame Einrichtung.

Mit diesen Maßnahmen kam zusammen was für viele zusammen gehört, aus Kampfmittelbeseitigung und Kampfmittelräumung wurde die gemeinsame Kampfmittelabwehr. So ist das Personal in der Lage in den unterschiedlichsten Szenarien zweckmäßig zu agieren.

„Hier erhalten Sie weitere Informationen und offizielle Ansprechstellen der Bundeswehr“


Eine Zusammenfassung unseres Bundesvorsitzenden aus den offenen Quelllen des Internet:

Das Aufgabenspektrum der Kampfmittelräumung der Bundeswehr

ist durch die Aufgabe an sich und die Verteilung auf die Teilstreitkräfte und militärischen Organisationsbereiche sehr breit gefächert.

Die Kampfmittelabwehr der Bundeswehr umfasst alle Maßnahmen zur Abwehr einer Kampfmittelbedrohung und dient dem Schutz eigener und verbündeter Soldatinnen und Soldaten, Material sowie Anlagen und Einrichtungen im Einsatz. Darüber hinaus leistet sie einen Beitrag zum Fördern der Bewegungen eigener Kräfte.

Zur erfolgreichen Abwehr einer Kampfmittelbedrohung ist es erforderlich,

  • nicht zur Wirkung gelangte Kampfmittel aufzuklären und
  • geeignete Maßnahmen zur Abwehr der Bedrohung zu planen, vorzubereiten und so

durchzuführen, dass die Bedrohung durch Kampfmittel zumindest verringert oder beseitigt wird.

Die Fähigkeit zur Kampfmittelabwehr der Bundeswehr beinhaltet nachfolgende Teilfähigkeiten:

Die Kampfmittelaufklärung umfasst alle Fähigkeiten der Kampfmittelabwehr die mit dem Ziel ergriffen werden, das Vorhandensein einer Kampfmittelbedrohung festzustellen und den Umfang der Kampfmittelbedrohung zu ermitteln.

Die Kampfmittelaufklärung erfordert bei den Kampfmittelabwehrkräften Fähigkeiten zum Erkunden, Markieren, Sondieren, Annähern, Freilegen, Erstidentifizieren und Melden von Kampfmitteln.

Das Beseitigen von konventionellen Kampfmitteln umfasst alle Fähigkeiten von Kampfmittelabwehrkräften zur Abwehr einer Kampfmittelbedrohung. Dazu gehört auch die Beseitigung der Gefahren, die von explosiven Hinterlassenschaften von Kriegen ausgehen.

Das Beseitigen konventioneller Kampfmittel erfordert zusätzlich zu den bereits oben genannten Fähigkeiten das Identifizieren, Anwenden von Schutzmaßnahmen, Entschärfen, Bergen, Auswerten und endgültigen Beseitigen von Kampfmitteln und erfolgt unter Anwendung spezifischer Kampfmittelbeseitigungsverfahren.

Das Beseitigen von behelfsmäßigen Sprengvorrichtungen umfasst alle Fähigkeiten von  Kampfmittelabwehrkräften zur Abwehr einer Kampfmittelbedrohung durch behelfsmäßige Spreng- und Brandvorrichtungen (IED).

Das Beseitigen behelfsmäßiger Sprengvorrichtungen beinhaltet die bereits oben genannten Fähigkeiten mit dem Ziel des endgültigen Beseitigens des IED und erfolgt ebenfalls unter Anwendung spezifischer Kampfmittelbeseitigungsverfahren.

Die Fähigkeit zur Kampfmittelabwehr von ABC-Kampfmitteln umfasst Fähigkeiten zur Verhinderung oder Wirkungsminimierung eines ABC-Ereignisses durch nicht zur Wirkung gelangte oder vereinzelt

zurückgelassenen ABC-Kampfmitteln, einschließlich lED mit ABC-Komponenten.

Die Kampfmittelabwehr unter Wasser umfasst alle Fähigkeiten von Kampfmittelabwehrkräften zur

Aufklärung und Beseitigung von Kampfmitteln in Binnengewässern und auf See.

Kampfmittelabwehr findet sowohl bei Einzelvorfällen mit Kampfmitteln wie auch im Zuge von Bewegungsachsen als sogenanntes Route Clearance statt. Es umfasst auch das Öffnen von Minensperren z.B. unter Nutzung des Minenräumpanzers KEILER, das Räumen von Flächen und bei Bedarf die Beseitigung von großen Kampfmittelbeständen.

Das Heer nimmt für die Streitkräfte die Pilotfunktion Kampfmittelabwehr wahr. Die Kampfmittelabwehr im Heer ist grundsätzlich für die Gestellung der Kampfmittelabwehrkräfte für die Auslandseinsätze der Bundeswehr verantwortlich. Die Kampfmittelabwehrkräfte des Heeres umfassen auch Minenspürhunde und Kampfmittelspürhunde. Die Kampfmittelabwehr in Binnengewässern obliegt ebenfalls dem Heer. Eine gegenseitige Unterstützung mit der Marine ist vorgesehen. Das Heer nimmt auch in Pilotfunktion die Aufgabe Kampfmittelabwehr von                  ABC-Kampfmitteln wahr. Des Weiteren ist den Spezialkräften des Heeres die Aufgabe der Kampfmittelabwehr in den entsprechenden Einsätzen übertragen worden. Neben dem praktischen Einsatz von Kampfmittelabwehrkräften obliegt dem Heer auch die Aufgabe der Ausbildung für die Streitkräfte. Die Ausbildung findet überwiegend beim Ausbildungsstützpunkt Kampfmittelabwehr in Stetten am kalten Markt statt. Der Ausbildungsstützpunkt Kampfmittelabwehr ist eine Ausbildungseinrichtung des Ausbildungszentrums Pioniere in Ingolstadt. Der Ausbildungsstützpunkt führt darüber hinaus eine Einsatzkompanie, in der Unikatfähigkeiten der Kampfmittelabwehr (Kampfmittelabwehr von ABC-Kampfmitteln und Sprengstoff- bzw. Minenspürhunde) zusammengefasst sind.

Die Luftwaffe verfügt über eigene Kampfmittelabwehrkräfte mit einer Zusatzbefähigung zur Kampfmittelabwehr auf Flugplätzen.

Bei der Marine sind die Kampfmittelabwehrkräfte im Seebataillon und im Minensuchgeschwader verortet. Sie sind besonders zur Abwehr von Kampfmitteln unter Wasser befähigt.

Auch die Streitkräftebasis verfügt über eigene Kampfmittelabwehrkräfte. In größerer Anzahl sind sie dort beim Militärischen Abschirmdienst und bei der Gruppe Kampfmittelbeseitigung auf dem TrÜbPl MUNSTER stationiert.

Zum Abschluss folgen jetzt noch Hinweise zu den Anforderungen an die Frauen und Männer, die sich für eine Verwendung in der Kampfmittelabwehr der Bundeswehr interessieren.

Eine Verwendung in der Kampfmittelabwehr verlangt eine breite Palette von Fähigkeiten. Im Aufgabengebiet Kampfmittelabwehr ist ein hohes Maß an technischem Verständnis in den Bereichen Mechanik und Elektrik entscheidend. Die umfangreiche Ausstattung mit technischem Gerät wie Werkzeugsätzen, Röntgengerät oder Robotern verlangt handwerkliches Geschick und räumliches Vorstellungsvermögen. Verantwortungsbewusstsein ist die Basis für den sicheren Umgang mit zum Teil großen Mengen an Sprengstoff und Munition. Besonnenheit aber auch Mut sind gefragt, wenn es darum geht, einen Sprengsatz mit manuellen Mitteln direkt am Kampfmittel zu entschärfen.

Gleichzeitig muss der Soldat im Rahmen der Zusammenarbeit mit der Kampftruppe jederzeit in der Lage sein, im infanteristischen Kampf zu bestehen und die taktischen Vorgaben der Kampftruppe umzusetzen. Weitere Informationen erhalten Sie durch die entsprechenden Internetauftritte der Bundeswehr oder vor Ort in den Karrierecentern.

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  • Deutscher Bundeswehrverband
    Güterschutzgemeinsschaft Kampfmittelräumung
    Stiftung kampfmittelfreier Lebensraum